Saarbrücker Zeitung vom 4. März 2002
IHK Regional informierte über Motivation und Delegation
Mitarbeiter können sich nur entfalten, wenn alle gefördert werden. Neben Motivation und Delegation kommt es dafür auf die richtige Sprache an. Wie das klappt, verriet die Kommunikationstrainierin Doris Weiler bei einer Veranstaltung der IHK Regional Merzig-Wadern im Hotel Saarschleife in Orscholz.
"Warum wollt ihr Chefs denn euren Mitarbeitern einfach keine Aufgaben übertragen?" fragte Kommunikationstrainerin Doris Weiler auf einer Informationsveranstaltung der IHK Regional Merzig-Wadern in Orscholz provokativ ihre rund 200 Zuhörer. Aussagen wie "Ich habe keine Zeit zur Einarbeitung" und "die Mitarbeiter können das nicht" oder "die Kunden beschweren sich" ließ die Referentin an diesem Abend nicht durchgehen. Die in ihren Augen einzig richtige Antwort auf ihre Frage gab sie anschließend selbst und so mancher anwesenden Führungskraft wird sie ganz und gar nicht gefallen haben. "Ihr Chefs wollt keine Macht abgeben und Abteilungleiter fürchten sich davor, dass untergebene Mitarbeiter sie eines Tages überflügeln könnten, wenn sie sich die gefährliche Natter ins eigene Nest holen."
Rums, das war ein harter Tobak, der erst einmal verdaut werden musste. Doch die von Doris Weiler gewählte Taktik war gewollt, schließlich ist sie in punkto Kommunikation und Gesprächsführung vom Fach und weiß, dass sie beim Einstieg provozieren muss, um eine lebhafte Diskussion anzuregen. Dieser Effekt war ihr auch in Orscholz gelungen, die Aufmerksamkeit hatte Weiler sicher. Gleich im Anschluss relativierte sie "Man muss sich natürlich genau ansehen, welchen Mitarbeiter man sich beim Delegieren aussucht, und beginnt am besten damit, kleine Aufgaben zu übertragen." Weiler erklärt, warum Delegieren so wichtig ist. "Der Chef kann seine Arbeitszeit optimal nutzen, und der geschmeichelte Mitarbeiter baut Vertrauen zu ihm auf, identifiziert sich mit dem Betrieb und erkennt die Kausalzusammenhänge."
Den Chef eines Unternehmens verglich Weiler mit einem Orchesterchef, der zwar über allem dirigiert, aber andere spielen lassen muss, damit ein Stück entsteht. "Klar, Einarbeitung kostet am Anfang viel Zeit, aber es zahlt sich schon bald aus", weiß Weiler aus eigener Erfahrung. Jährlich kommen ca. 1000 Teilnehmer in ihre Kommunikationskurse, um von der Expertin zu lernen, wie es firmenintern besser zwischen Chef und Mitarbeitern laufen kann. Weiler hat hierfür ein Drei-Stufen-Modell entwickelt. Neben Motivation und Delegation kommt es auf die richtige Kommunikation an. Nicht alle, die ein- und dieselbe Sprache sprechen, verstehen auch zwangsläufig dieselbe Bedeutung der gebrauchten Wörter, weiß die Kommunikationswissenschaftlerin von ihren Studien. Weiler fordert daher klare und präzise Antworten von der Chefseite im Berufsalltag. Die Referentin, die vor ihrem Studium als Sekretärin arbeitete, kennt die Probleme aus der Praxis; Ein abgekäpfter Boss kommt zwischen zwei Terminen kurz ins Vorzimmer, wirft seiner Sekretärin drei nichts sagende Stichworte an den Kopf und glaubt, sie könne daraus einen Drei-Seiten-Brief zaubern." Selbst ein guter Spitzenkoch braucht ein Rezept als Anleitung", gab Weiler zu bedenken. Chefs einer Firma gehen hingegen davon aus, dass ihre Mitarbeiter auch ohne den entsprechenden Input wissen, was gewünscht ist und gehen von zu viel Selbstverständlichkeiten aus. Und gerade in solchen Situationen sind Konflikte programmiert. Mitarbeiter trauen sich anschließend nicht nachzufragen, weil sie glauben, dann als dumm, begriffsstutzig oder inkompetent vor dem Chef dazustehen.
Kommunikation ist eine Kunst für sich, das weiß auch Weiler. "Ein falsches Wort und der Grundstein für eine jahrelange Feindschaft ist gelegt. Worte können wie Giftpfeile sein. Die kann man nicht einfach zurückholen, indem man sie rauszieht", gibt Weiler als Ratschlag mit auf den Weg. Kommunizieren mit dem Herzen war ihre Botschaft an diesem Abend, damit es künftig mit den Mitarbeitern klappt. "Ein nettes Wort zwischendurch, ein Lächeln beim Vorbeigehen, das prägt". Und nach wissenschaftlichen Studien registriert der Empfänger nur 20 Prozent des Inhaltes eines Gespräches, rund 80 Prozent laufen hingegen auf der Beziehungsebene ab, das heißt Gefühle und Sympathien für den Anderen bestimmen den weiteren Verlauf des Gespräches. Weiler gab ein plastisches Beispiel aus der Praxis: "Wenn man den Anderen nicht leiden kann, können seine Vorschläge noch so gut sein, man reagiert dann einfach nicht darauf".
Und wenn die Situation völlig verfahren ist, alles nichts mehr hilft, das Verhältnis zwischen zwei Mitarbeitern oder zwischen Chef und Mitarbeitern so verfeindet ist, dass selbst ein Experte nicht mehr helfen kann, dann hilft nur noch eins: Sich sauber ohne viel Getöse zu trennen. Keine einfache Entscheidung. Viele Arbeitnehmer scheuen eine Eigenkündigung, befürchten anschließend ohne Job und Einkommen dazu stehen, aber "Angst ist ein schlechter Ratgeber und Begleiter", so Weiler. Ihre jahrelange Erfahrung aus dem Berufsalltag lehrt: Wenn sich eine Tür verschließt, öffnet sich immer eine andere.
Die nächste Veranstaltung von IHK-Regional Merzig-Wadern findet am Mittwoch, den 13. März, in der Martinsmühle, Wadrill, statt. Dort geht es mit Referentin Iris Wegemann aus Saarbrücken um das Thema "Internet Kundenorientierung".